Ein Tagebuch von 1925
Aus den Tagebüchern der Margarethe Schneider über die Urlaubstage auf der Gerstreitalm bei Familie Schwab
Gerstreit Alm, 29.06.1925
„Angelangt! Wir sind wieder auf dem herrlichen Fleckchen Erde, und bei der herzlieben Familie Schwab. Wie schnell so ein Jahr vergeht, und man freut sich, daß es Wirklichkeit ist, hier oben zu sein. … Auf dem Bahnhof erwartete uns der Schwab Hansl. Genau so freundlich wie im Vorjahre (darüberhabe ich keine Aufzeichnungen gefunden), später kam noch der Martin der ältere Sohn. Die armen Buben mußten das Gepäck herauftragen, den großen Berg trug Martin den Korb mit 58 Pfund auf dem Rücken.
… Oben 4 Uhr angelangt, diese herzliche Begrüßung, diese Freude, wie freundlich Alle, die vergnügte Mutter, der gutmütige Vater, die freundliche Marie und das süße Nesthäkchen, die Evi.“
Gerstreit Alm, 01.07.1925
„Abends war es in der Bauernstube noch recht fidel, Hansi spielte Laute, Martin Ziehharmonika, und wir tanzten.“
Gerstreit Alm, 06.07.1925
„Georg und Hansjörg sind nach Berchtesgaden, Hansjörg nimmt ein Solebad und Georg will aufs Bezirksamt, um ein Gesuch der Fam. Schwab abzugeben, Georg hat es aufgesetzt. Im Vorjahre war hier immer ein Betrieb, viel Gäste oben, Veranda, alle Tische voll. Die freundliche Bewirtung, der gute Kaffee, die Milch mit der vielen Sahne sprach sich herum. Nun hatten sich Schwabs auf dieses Jahr gefreut, es sollte ja auch eine Existenz für Martin sein, der den Arm fast steif hat. Nun ist das erste Gesuch f. Konzession abgewiesen. Sie dürfen keinen Kaffee verschenken, nur Milch an 2 Tischen. Die Veranda ist zugenagelt und nur ein kleines Schild darf sein. Infolgedessen ist dies Jahr kein Betrieb. Es tut uns sehr leid, wenn nur das Gesuch Erfolg hätte. Dabei sind die Leute so lieb zu uns. Jeden Wunsch erfüllen sie und sind so bescheiden. Sogar von den Kühen haben sie früh das Glöckchen umwickelt, damit es uns im Schlaf nicht stört.“
Gerstreit Alm, 12.07.1925
Trude und Hermann, Mathilde Schn. sowie Haschecks kommen auf die Gerstreitalm zu Georg und Familie (bis 28.07.)
Dresden, 12.08.1925
„Der Abschied von Gerstreit war recht schwer, Maria war aufgelöst in Tränen, Evi weinte, Mutter Schwab und sogar dem Vater kamen vor Rührung die Tränen. Wir sind auch schwer weg gegangen.“
12.07.1926
Ramsau „Hansi und Martin waren pünktlich zur Stelle, …. In der Gifthütte freudig von Herrn Hillebrand begrüßt, gut gespeist und nun für den Aufstieg gestärkt. Joachim war der Erste oben, ich die Letzte! Diese Freude bei Familie Schwab! Und die vielen Verbesserungen, gegen im Vorjahr! Unsre Buben ein schönes Zimmer mit neuen Betten u. Nachtschränken – hat Marias Bräutigam gearbeitet. Die Türen höher gemacht, damit wir uns nicht an den Kopf stoßen. Teilweise kocht und bratet Mutter Schwab, so fällt die Bergsteigerei weg, wenigstens für manche Tage ist’s gut, wenn wir nicht herunter brauchen.“